"Physische und psychische Grenzerfahrungen im Sport

In Laufe unseres Lebens sammeln wir ständig Erfahrungen, wir lernen daraus und sie prägen und verändern uns, positiv oder negativ in unserem Tun und in unserer Persönlichkeit.

 

 

Intensive physische und psychische Extremsituationen im sportlichen Bereich können auch unser gesamtes Leben bzw. unsere Lebenseinstellung verändern.

 

 

Ausgebildete Mentaltrainer oder Sportpsychologen könnten natürlich zu diesem Thema hochwissenschaftliche Hintergründe und Fakten nennen. Nachdem ich selbst in diesen Bereichen keine Ausbildung habe, kann ich nur über meine eigenen sportlichen Grenzerfahrungen schreiben, die ich im Laufe meiner Zeit als Hobbysportlerin erlebt habe und wie diese meine Persönlichkeit und mein weiteres Leben eigentlich nur positiv geprägt und verändert haben.

 

 

Als sportlich „Spätberufene“ (zwar in einer Skifahrerfamilie groß geworden und selber auch als Kind im Skirennsport unterwegs gewesen,) habe ich für mich erst nach der Geburt meiner Söhne, mit knapp 40 Jahren die große Leidenschaft für das Laufen entdeckt und bin in den aktiven Sport eingetreten.

 

Im Jahr 2009 stieß ich in einer Laufzeitschrift auf einen beeindruckenden Bericht über den sogenannten „Goretex Transalpine Run“, einem Etappenlauf über 7 Tage von Bayern nach Südtirol. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir nur die Transalp als Bewerb mit dem Strassenrad, die mein Mann Andreas bereits im Jahr 2007 bestritt und dem Mountainbike bekannt und war überrascht, dass es diese Alpenüberquerung auch als Laufbewerb gab.

 

 

Nachdem wir Beide sehr gerne in den Bergen unterwegs waren (bis dato aber nicht läuferisch), beschlossen wir, nach einigen weiteren Recherchen, uns dieser Herausforderung zu stellen und uns für einen der härtesten Etappenläufe mit insgesamt 240 km und 15.000 hm, der als Teambewerb mit 2er Teams in den Kategorien Men, Women, Mixed durgeführt wird,  anzumelden.

 

 

Wir haben das ganze Unterfangen aber von Beginn an nicht als Wettkampf betrachtet, sondern mehr als Abenteuer, wir wollten gemeinsam etwas Besonderes erleben, unseren jährlichen Sommerurlaub einmal anders gestallten und schauen, ob man als Hobbysportler dieser Herausforderung überhaupt gewachsen ist.

 

Das Makabre an der Sache war, dass sich im selben Jahr mein Mann auch für die Transalp mit dem Rennrad angemeldet hat und bis zu diesem Zeitpunkt eigentlich überhaupt kein Läufer war.

 

So kam es, dass er Ende Juni zuerst die Alpen mit dem Rennrad bewältigte und dann zum Läufer „mutierte“ und uns 2 Monate für die Vorbereitung blieben.

 

 

Vollkommen unerfahren und absolut keine Ahnung, wie wir an dieses Unterfangen herangehen sollten, starteten wir unser Training und hatten bereits nach den ersten für uns schon sehr anstrengenden 15 km Einheiten mit durchschnittlich 600hm die schwersten Bedenken, wie wir diesen Bewerb mit Tagesetappen von 25 bis zu 40 km und mehr als 2.000 hm und das 7 Tage lang schaffen sollten.

 

Wir versuchten dennoch, uns neben dem normalen beruflichen und familiären Alltag (unsere Söhne waren damals 14 und 12 Jahre) bestmöglich, aber ohne fixen Trainingsplan vorzubereiten, was nicht einfach war, zumal sich Andreas ja um seinen eigenen Betrieb kümmern musste. Wochentags waren somit nur abendliche, kurze Einheiten möglich, am Wochenende versuchten wir, längere Distanzen einzubauen.

 

 

Nach 8 Wochen Vorbereitung mit vielen „Aha“-Erlebnissen ging es dann gemeinsam mit meinen Bruder Egon, der sich bereit erklärte uns zu begleiten und zu betreuen, zum Startort und zur Eröffnung nach Oberstdorf, wo sich unsere Aha-Erlebnisse gleich fortsetzten:

 

Diese Veranstaltung wird immer sehr feierlich für die Athleten (insgesamt waren 237 Zweierteams am Start) eröffnet. Als wir diesen Saal betraten, saßen da an die 600 Menschen, der Großteil davon durchtrainierte Athleten, Profis, in Begleitung ihrer Trainer und Betreuer, ihre T-Shirts vollplakatiert mit ihren Sponsoren und mitten in diesem Gewusel, der Trockenbauer Andreas und die Hausfrau und Mutter von 2 Kindern Sonja, mit den größten Bedenken, ob wir die richtige Urlaubsdestination gewählt haben. Nach dem ersten Briefing, bei dem die Strecke für den ersten Tag mit den Zeitlimits der einzelnen Abschnitte vorgestellt wurde, lautete unser Ziel vorerst, diese erste Etappe im Zeitlimit zu schaffen. Dementsprechend nervös standen wir am nächsten Tag am Start.

 

Diese erste Etappe war für uns beide eigentlich der Start in außergewöhnliche und höchst intensive Laufjahre mit vielen extremen Erlebnissen.

 

Wir bewältigten diese erste Etappe überraschenderweise sehr gut und platzierten uns sogar nach Tag 1 unter die Top 15 der Kategorie Mixed und rutschten von Etappe zu Etappe in der Rangliste immer weiter nach vorne. Wir waren von Beginn an total begeistert von der gesamten Atmosphäre, der Strecke durch die beeindruckende Bergwelt und der gesamten Organisation, die Anstrengungen und Strapazen waren anfänglich noch nebensächlich. Nach Tag 4 zeichneten sich bereits die ersten körperlichen Beschwerden ab, eigentlich schmerzte der ganze Körper, die Voltaren Schmerzcreme wurde zur Körperlotion.

 

Nach der 5. Etappe machte ich meine allererste körperliche Grenzerfahrung, eine sehr schmerzhafte Beinhautentzündung an der Schienbeinkante machte sich bemerkbar, die am 6. Tag immer schlimmer wurde und es war nicht mehr sicher, ob wir diesen Bewerb finishen können, denn die härteste Etappe hatten wir am Tag 7 noch vor uns: Die sogenannte Rappenscharte mit 37 km Distanz, einem weglosen steinigen Anstieg von mehr als 2.000hm und ebenso schwierigen und einem mit einer Beinhautentzündung äußerst schmerzhaften Abstieg von 2.300 hm.

 

Es ist unglaublich, wozu der Köper fähig ist, wenn der Kopf derart fokusiert ist, sein Ziel zu erreichen. Ich kann mit dieser Erfahrung bestätigen, dass der Kopf mehr als 80% des Erfolges ausmacht. Als wir den Anstieg auf den höchsten Punkt geschafft haben, wollte uns der Rennleiter zum Abbruch ermutigen, nach 6 Tagen Strapazen hinter sich und täglichem Kampf mit sich und seinem Körper, gibt man nicht so einfach kurz vor dem Ziel auf.

 

Meine Antwort war darauf: „Und wenn ich auf allen Vieren weitermuss, ich werde mein Ziel erreichen“.  Dieser Tag brachte auch eine weitere Grenzerfahrung für unsere Beziehung und als Team. Gerade in so einer Situation zeigt sich, ob das Zusammenspiel im Team funktioniert, auch wenn der Partner schwächelt und es gilt, Ruhe zu bewahren und das Beste aus der Situation zu machen.  Wir haben miterlebt, wie Teams scheitern, weil sie nicht harmonieren und der Ehrgeiz eines Partners zu groß wird, wie Freundschaften und auch Beziehungen in solchen Grenzsituationen zerbrechen. Wir hatten das große Glück, dass wir uns sowohl als Team als auch als Partner  zu hundert Prozent aufeinander einstellten. Für Andreas war meine Schwäche absolut kein Problem: „und wenn wir 4 Stunden länger brauchen für den Abstieg, geht die Welt nicht unter“. Ich sah es dennoch als Laufbewerb und nicht als Wandertag.

 

Wir haben diese erste Teilnahme geschafft und das Ziel gemeinsam, zwar schwer gezeichnet, erreicht und den 11. Platz belegt.

 

Wenn ich heute über diese erste Teilnahme nachdenke, ist es mir immer noch ein Rätsel, wie wir mit dem wenigen Trainingsaufwand und vor allem mit diesen Schmerzen, diesen Bewerb so schaffen konnten. Auch viele Profis scheiterten aufgrund von Verletzungen und Überlastung trotz gezielter und intensiver Vorbereitung. Die Ausfallrate bei solchen extremen Bewerben ist natürlich relativ hoch.

 

Trotz der enormen Strapazen, der körperlichen Beschwerden (Beinhautentzündung, 4 Zehennägel verloren,….) war dieses Abenteuer ein derartig aussergewöhnliches Erlebnis, dass wir bereits im Ziel beschlossen haben, im kommenden Jahr wieder mitzumachen, um auch die andere Strecke (es gibt eine West- und Ostroute, die sich jährlich abwechselt) kennenzulernen.

 

Aufgrund der Erfahrungen der ersten Teilnahme konnten wir uns natürlich besser vorbereiten und unser Training auch besser gestalten. Die Beschwerden entstanden hauptsächlich durch Überlastung, aufgrund der schlechten und viel zu kurzen Vorbereitung. Dies versuchten wir durch intensiveres Training zu verbessern, wir bauten mehr längere Einheiten ein, jedoch wieder ohne fixen Trianingsplan.

 

Bei unserer 2. Teilnahme ging es über die Ostroute mit 276km und 12.200 hm von Ruhpolding nach Sexten. Diese Strecke unterschied sich sehr wesentlich von der Westroute, sie war weniger alpin und hatte sehr viele Laufpassagen auf Schotter und Asphaltwegen, was nicht unbedingt unsere Stärke und Vorliebe war. Leider spielte in diesem Jahr auch der Wettergott nicht  mit, die ersten Etappen bewältigten wir hauptsächlich bei Regen, Kälte und sogar auch im Schnee, diese Komponenten gehen natürlich noch mehr auf die körperliche Substanz und belasten die Gelenke, Bänder und Sehnen umso mehr. Wir waren von Beginn an wieder sehr gut unterwegs und konnten auch eine wesentlich bessere Form verzeichnen, was sich im Klassement wieder spiegelte. Wir bewegten uns bei den Etappen immer in den Rängen 6-8 und rutschten unter anderem aufgrund der vielen Ausfälle  in der Gesamtwertung Tag für Tag immer weiter nach vorne.

 

Viele Läufer scheiterten, weil sie mit der Wettersituation überfordert waren und für sie ein Laufen im Schnee ungewohnt und eine zu große Herausforderung war. Für uns war das vollkommen unproblematisch und nichts Neues. Der Transalpine Run 2010 verzeichnete den größten Teilnehmerausfall in der Geschichte der Veranstaltung. Von 273 gestarteten Teams kamen nur 183 ins Ziel.

 

Am 5. Tag erwischte es leider dieses Mal Andreas mit der Beinhautentzündung (vermutlich aufgrund der Wetterverhältnisse und der Kälte). Für mich wieder eine neue mentale Grenzerfahrung. Diesmal war ich topfit und motiviert und wir wussten, dass wir mit unserer Leistung in die Top 5 in der Gesamtwertung laufen könnten, wenn wir das Ziel sehen. Es ist wirklich nicht einfach, in so einer Situation Ruhe zu bewahren, den schwächeren und angeschlagenen Partner nicht unter Druck zu setzen und die Platzierung hintenanzustellen. Aber auch das ist uns gelungen, Dank der Unterstützung und Betreuung meines Bruders Egon. Wir konnten unsere 2. Teilnahme sensationell mit Rang 5 in der Mixed Kategorie, hinter 3 Profiteams von Salomon, wieder ziemlich gezeichnet, beenden. Aufgrund der Streckenführung und der enormen Strapazen durch die Wetterverhältnisse waren wir fest davon überzeugt, dass dies unsere letzte Teilnahme sein sollte.

 

Dann vergehen 2-3 Wochen, man erholt sich und lässt das Erlebte noch einmal Revue passieren, man blättert in den tollen Erinnerungsfotos und irgendwann beginnt man über einen weiteren Start nachzudenken. 2011 wäre wieder die Westroute geplant, die würde man schon kennen, man wüsste schon, was auf uns zukommt, man könnte es ja noch einmal versuchen. In dem Moment wird es regelrecht zur Sucht und plötzlich ist man wieder angemeldet.

 

Für die Teilnahme 2011 haben wir dann in der Vorbereitung bereits im Winter mit dem Grundlagentraining begonnen, die langen Laufeinheiten mehr als verdreifacht, um den Körper bestmöglich auf die extreme Belastung vorzubereiten. Aber wieder ohne fixen Trainingsplan, einfach nach Gefühl und ohne Zielsetzung einer Platzierung. Unser Zielvorgabe war, den Bewerb so unbeschadet wie möglich zu finishen.

 

Bereits während der ersten Etappe, die wir ja zum Teil schon kannten, konnte wir eine enorme Leistungssteigerung im Vergleich zur ersten Teilnahme feststellen, viele Anstiege, die wir im ersten Jahr nur gehend schafften, waren plötzlich für uns problemlos laufbar. Die Strecken sind mit 3-4 Labestationen ausgestattet, die zugleich auch als Kontrollstellen zur Zeitnehmung dienen, die die Teams gemeinsam passieren müssen. An der vorletzten Labestation bekamen wir die Info, dass wir als drittplaziertes Mixed Team unterwegs seien. Das konnte nur ein Irrtum sein! Dann passierten wie die letzte Labe- und Kontrollstation 10 km vor dem Ziel und die Betreuer und Zuschauer riefen uns wieder zu „Ihr seid das 3. Mixed Team, super!“  

 

Plötzlich wurde ich furchtbar nervös, Panik machte sich breit, wir hatten tatsächlich die Chance einmal im Leben auf ein Podest zu laufen. Es war auch ziemlich heiss und beim letzten Downhill, ca. 5 km vor dem Ziel bekamen wir derartige Krämpfe, dass ein Laufen kaum möglich war. Ein auflaufendes Männerteam versorgte uns mit Salztabletten und wir konnten wirklich als drittes Mixed Team ins Etappenziel einlaufen.  Ein unglaubliches Gefühl!!! Und das hinter 2 Profiteams von Salomon. Die Siegerehrung war unbeschreiblich cool!! Wir haben diesen Abend bis zum Schluss genossen und waren uns sicher, dass wir wahrscheinlich nie wieder da oben stehen werden und die nächste Herausforderung und körperliche Grenzerfahrung wartete bereits nächsten Tag mit der 2. Etappe auf uns: sage und schreibe 53 km und 2500hm. Unsere Teamarbeit hat von Beginn an wieder super funktioniert, haben sehr bedacht diese Distanz in Angriff genommen, uns von Teams, die uns während der ersten 20 km überholt haben, nicht aus der Ruhe bringen lassen und haben versucht unsere Kräfte so gut wie möglich einzuteilen. Nach 50 km in den Beinen wird auch ein letzter Anstieg von 400hm zu einer Herausforderung und zu wissen, man befindet sich wieder auf Podestkurs macht es die Sache nicht leichter. Ich habe mir in solchen Situationen meine kurzen Trainingsstrecken von zu Hause vor Augen gehalten und mir einfach eingeredet. „Noch einmal auf die Simonywarte, dann haben wir unser Ziel erreicht“. So konnten wir auch die 2. Etappe mit Platz 3 beenden. Die 4. Etappe schafften wir zwar „nur“ auf Platz 4 , in der Gesamtwertung hatten wir jedoch genug Vorsprung, um unseren 3. Platz zu halten. Etappe 5 schafften wir hart erkämpft und knapp vor einem spanischen Mixed Team wieder auf Platz 3. Irgendwann beginnt man dann, sich taktische Überlungen zu machen und stellt die Etappenplatzierung etwas hinten an und versucht, mit seinen Kräften hauszuhalten, sich eher auf die Gesamtwertung zu konzentrieren, um dort vielleicht einen Podestplatz zu schaffen.

 

Unser großer Vorteil war auch, dass wir wussten, dass uns mit der vorletzten Etappe noch die größte Herausforderung bevorstand: Die Rappenscharte aus der ersten Teilnahme.

 

Es ist auch bekannt, dass im Laufe des Bewerbes immer wieder Teams von den hinteren Platzierungen nach vorne laufen, gerade bei den letzten Etappen, um vielleicht doch noch einmal den   Sprung auf ein Etappenpodest zu schaffen und laufen natürlich Gefahr, sich zu sehr zu verausgaben und mehr als über ihre Grenzen zu gehen.

 

Hier bedarf es sehr viel Feingefühl, Zusammenhalt im Team und Ruhe, sich seine Kräfte so gut wie möglich einzuteilen und sich bis zum Zielstrich zu konzentrieren und die Spannung aufrecht zu erhalten. Ein falscher Schritt, falsche Belastung oder Unkonzentriertheit kann zu einer Verletzung führen und der Traum ist vorbei.

 

Dieses Mal freuten wir uns regelrecht auf die Rappenscharte, da wir, bis auf ein paar blauunterlaufene Zehennägel und die üblichen körperlichen Ermüdungserscheinungen, noch unbeschadet und relativ fit waren. Kur vor dem höchsten Punkt der Rappenscharte gelang es uns,  das zweitplatzierte Mixed Team zu überholen, was uns regelrecht Flügel verleihte und wir den Downhill von mehr als 2.300hm regelrecht genossen und zur Krönung auf den 2. Platz bei der schwierigsten Etappe laufen konnten.

 

Im Ziel der vorletzten Etappe gab es eine sehr lustige und nette Episode:

 

Es gibt während der Veranstaltung im Ziel immer ein Rescue Team, wo man hingehen kann, um sich zu verarzten oder von einer Physiotherapeutin behandeln zu lassen. Dieses Service nahm auch ich in Anspruch und saß da so vor mich hin und wartete auf meine Behandlung. Neben mir saßen 4 Profis vom Team Salomon und wollten von mir wissen, warum wir heuer in einer so überragenden Form seien und wie unser Trainingsplan ausgesehen hat. Umso mehr waren sie über meinen Kommentar überrascht, wir hätten keinen Trainingsplan. Dann kam noch die Frage meiner Pulsfrequenz, die ich leider nicht beantworten konnte, da ich keine Pulsuhr verwende und somit meine Daten nicht kenne. Die Sportler bekamen ziemlich große Augen und konnten nicht glauben, dass man ohne gezieltem und gesteuertem Training diese Leistung bringen kann.

 

Mit diesem 2. Platz konnten wir unseren Gesamtrang eigentlich fixieren, sofern wir die letzte Etappe verletzungsfrei schaffen würden. Dementsprechend nervös waren wir auf die letzten Tag und haben kaum geschlafen. Diese letzten Kilometer haben wir versucht, ohne Risiko und relativ locker (soweit das nach mehr als 5 Marathons und 11.000hm möglich ist) abzulaufen.

 

Durch unseren perfekten Zusammenhalt, unserer mentalen Stärke und der Unterstützung meines Bruders konnten wir unsere dritte Teilnahme bei einem der härtesten Etappenläufe hinter 2 Profiteams mit dem sensationellen 3. Platz in der Gesamtwertung beenden. Der Zieleinlauf nach Latsch war ein unbeschreiblich emotionaler Moment in meinem Leben und auch sehr schwer in Worte auszudrücken.

 

Mir geht es in diesem Blog nicht darum, mich mit dieser Leistung zu rühmen oder in den Mittelpunkt zu stellen.

 

Ich möchte einfach mit meinem Erlebten zeigen, dass es nie zu spät ist, sich Ziele zu setzen, sein Leben in die Hand zu nehmen und den Mut für Veränderungen zu haben.

 

Mit diesen Grenzsituationen durfte ich meinen Körper bis ins kleinste Detail kennenlernen, ich habe gelernt, dass man seine körperlichen und mentalen Grenzen in Extremsituationen unglaublich versetzen kann, wozu der Köper fähig ist, wenn der Kopf mitspielt. Diese, für mich, wichtigste Erfahrung hilft mir immer wieder im privaten und beruflichen Bereich, wenn es darum geht konsequent seine Ziele zu verfolgen oder auch bei sehr schwierigen familiären Prüfungen, die wir leider auch miterleben mussten und die ich durch diese erworbene mentale Stärke auch überstanden habe. Ich habe mich zu einer selbstbewußten, starken Frau entwickelt, die versucht, auch ihre beruflichen Ziele konsequent zu verfolgen,die keine Angst vor Veränderungen, auch im Beruf, hat, und ich erlaube mir auch als normale Hobbysportlerin, Ehefrau und Mutter stolz auf diese Leistung zu sein.

 

Im Jahr 2012 gelang mir noch ein Sieg mit Unterstützung meines Mannes Andreas bei den sogenannten 4Trails, einem Einzelbewerb mit 4 Tagesetappen.

Auch bei diesem Bewerb durfte einige Grenzerfahrungen machen. Aufgrund der Aufgabe der Führenden wegen gesundheitlicher Probleme rutschte ich nach der ersten Etappe in die Führungsrolle und war mit dieser Situation zunächst total überfordert, da ich relativ untrainiert an den Start ging und für mich die erste Etappe körperlich grenzwertig war. Dank der Motivation meines Mannes, der ab Etappe 2 mit mir gemeinsam und nicht als Einzelkämpfer, wie ursprünglich geplant, lief, schafffte ich auch diese Herausforderung und konnte den größten Erfolg als Hobbyläuferin erzielen und erstmals in meinem Leben eine Ziellinie als erste durchlaufen.

 

Die schönsten Momente haben wir als Ehepaar durch unseren Sport erlebt, durch diesen Sport viele Freundschaften schließen können und ich hoffe, ich kann noch viele sportliche Momente in den Bergen, mittlerweile jedoch ohne derartige Wettkämpfe, um einiges ruhiger und weniger intensiv geniessen.

Vielleicht kann ich mich hin und wieder zu einem Tagesbewerb motivieren und den ein oder anderen Wettkampf spaßhalber bestreiten. Mittlerweile steht jedoch der Spaß und der Genuss an der Bewegung in der Natur im Vordergrund, nicht die Zeit, die zurückgelegten Kilometer und Höhenmeter.

 

 

Ich kann nicht empfehlen, es sollte jeder eine ähnliche Grenzerfahrung machen, da mir sehr wohl bewußt ist, dass man mit solchen Extrembelastungen sehr weit weg vom Gesundheitssport ist und den Körper auch dauerhaft schaden kann. Nur mit entsprechender Vorbereitung und gezieltem Training ist es möglich, sich solchen sportlichen Herausforderungen zu stellen.

 

Sportliche Grenzerfahrungen im geringeren Maße kann man jedoch sehr wohl im normalen Leben machen, indem man den ersten Schritt vom Nichtsportler zu einem gesundheits- und sportbewußten Menschen macht, hinausgeht in die Natur, ein Gipfelkreuz besteigt und die wunderschöne Bergwelt genießt und seinen Kindern diese Freude an der Bewegung in unserem kostbarsten Schatz, der Natur, weitervermittelt.

 

 

Aus diesem Grund habe ich mir zum Ziel gesetzt, meine Erfahrungen und mein Wissen Kindern und Erwachsenen weiterzuvermitteln, sie in ihrer sportlichen Entwicklung zu unterstützen und sie in ein gesundes Leben zu führen, wo regelmässige Bewegung und Sport zur Selbstverständlichkeit wird.

 

 

 

 

Für Vorträge mit beeindruckenden Bildern unserer Touren in den Bergen und unserer Wettkämpfe stehe ich bei Interesse gerne zur Verfügung.